Atelier Verde
Das traumhafte Finale einer Reise nach L. A.
Altusried im Allgäu, die Gemeinde Riesweiler im Hunsrück
und Brentwood, ein wohlhabender Distrikt im Westen von Los Angeles verbinden eine gemeinsame Geschichte. Ein kunstsinniges Ärzteehepaar aus Rheinland-Pfalz hatte auf einer USA-Reise das Getty Center in L. A. besucht und war nicht nur von den Kunstwerken des verstorbenen Ölmilliardärs beindruckt, sondern auch von der Landschaftsgestaltung des Museumskomplexes.
Dem Altusrieder Gartenarchitekten Florian Sigmund erging es Jahre später auf seinem Kalifornientrip ähnlich. Das Ergebnis dieser Reiseeindrücke kann sich sehen lassen. Heute schmiegt sich ein terrassenförmiger Garten, der in seiner Formensprache an einen der Getty-Parks erinnert, an einen nach Süden ausgerichteten Hang des Soonwalds im rheinland-pfälzischen Hunsrück. Entworfen von einem der bekanntesten Gartenarchitekten in Schwaben.

Als die beiden Doktoress und Florian Sigmund erstmals ins Gespräch kamen, ging es zuerst um ein ökologisches Fertigteilhaus und dann um einen Garten drumherum. Der Bauplatz stand fest: am äußersten Zipfel einer 750-Seelen-Gemeinde im Hunsrück mitten in der Natur. Gleich beim ersten Gedankenaustausch drehte sich alles um das Thema Garten. Plötzlich fielen die Stichworte „Los Angeles“ und „Getty“. Man unterhielt sich über amerikanische Landschaftsarchitektur und schwärmte gemeinsam über den einmaligen Blick vom „Getty Center“ über den langgezogenen kalifornischen Küstensaum auf den Pazifischen Ozean. Das Ärzteehepaar und der Altusrieder Landschaftsplaner waren in Gedanken nach Kalifornien zurückgekehrt. Der künftige Garten in Riesweiler sollte wie beim „Getty Center“ zu einem Schaufenster der Landschaft werden. Die bewaldeten Höhenzüge und der sanfte Mittelgebirgscharakter des Hunsrücks mussten wie ein Bühnenbild gefasst werden. Darauf verständigten sich Bauherrin, Bauherr und Gartenarchitekt ohne längeren Disput. Von einer Stunde auf die andere musste das Haus – zumindest bei der flächenmäßigen Aufteilung des Grundstücks – dem Garten den Vortritt lassen.

Florian Sigmund, der inzwischen zu den gefragtesten Gartenarchitekten in unserer Region zählt, musste zur kubistischen Architektur des Hauses einen „ausgefallenen, harmonischen und modernen Garten“ finden, der dem Lebensgefühl des Ärzteehepaars entsprach. Der Wunschzettel war kurz, aber anspruchsvoll: Auf 1.500 Quadratmetern sollten in das Hanggrundstück mit einem Höhenunterschied von fünf Metern drei Ebenen eingezogen werden, sollten Wasser und Naturstein dominierende Elemente sein, sollte die Vegetation des Hunsrück nicht zu kurz kommen, aber der Garten dennoch eine ausgefallene Bepflanzung aufweisen. So en passant sollte er noch leicht zu pflegen sein. Der Allgäuer machte sich ans Werk, erinnerte sich an die Liebe der Hausherrnen zu moderner Kunst – siehe „Getty“– und ihren Faible für strenge Formate. Heraus kam ein Garten, der sich vornehm zurückhält und durch Understatement überzeugt. Natürlich sind die eingesetzten Materialien vom Feinsten.
Die Terrassen mit ihren Sitzgruppen ergeben ein strenges Wechselspiel von Naturstein, Cortenstahl, dem kräftigen Grün der Gräser im Frühling und ihrem satten Gelb im Herbst. Wasserbecken, Wasserrinnen, Kaskaden, Trittsteine und Treppen halten den Garten in Form und geben der kleinen Parkanlage ihr architektonisches Rückgrat. Bei Tag ist der Garten ein Logenplatz für die Mittelgebirgslandschaft des Hunsrück. Die Natur ist unbestritten der Hauptdarsteller. Nach Einbruch der Dämmerung wird er durch die raffinierte Lichtsetzung und Lichttechnik selbst zur Bühne.
Die neuen Hausherren sind „überglücklich über einen phantastischen Garten, der das Grundstück perfekt aufteilt und von jeder Perspektive aus herrliche Ausblicke ermöglicht. Mit ihm ist mehr als ein Lebenstraum Realität geworden.“ Es ist das traumhafte Finale einer Reise nach L.A. Florian Sigmund scheint wohl wieder einmal ein Garten gelungen zu sein, wo „die Seele Ruhe findet“. So die Empfindungen und das Urteil der
jungen Gartenfreunde im rheinland-pfälzischen „Tiefland“ über ihr neues grünes Reich und ihren Landschaftsarchitekten aus den „Bergen“. Ob
sie einmal zu einer gemeinsamen Reise nach Kalifornien und zu „Getty“ aufbrechen werden, um nachzusehen, ob das Schaufenster zum
Pazifik noch offen ist, darüber schweigen sich die Beteiligten aus. Es muss ja – selbst wenn ein Märchen wahr geworden ist – nicht alles verraten werden.
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